Imker Verein - Wertheim

Honig



Die Honigbiene sammelt Nektar oder Honigtau und wandelt das Sammelgut durch Fermentzugabe in Honig um (lat. Apis mellifera - die Honigbereitende) und bringt es als Wintervorrat in den Bienenstock ein. Der Mensch entnimmt den Bienen ihren Honigvorrat und gibt ihnen als Ersatz Zuckerlösungen.

Wir unterscheiden:


1. Blütenhonig

Der Ausgangsstoff für den Blütenhonig ist der Nektar, eine wässrige Absonderung durch pflanzliche Organe mit „Drüsenfunktion“, den Nektarien. Den Hauptanteil an der Trockensubstanz des Nektars bildet ein Gemisch von verschiedenen Zuckern (Rohr-, Trauben- und Fruchtzucker), während Stickstoffverbindungen, Mineralstoffe, organische Säuren, Vitamine, Farb- und Aromastoffe in nur sehr geringen Mengen ausgeschieden werden.

2. Honigtauhonig

Als Honigtau bezeichnet man die zuckerhaltigen Ausscheidungen pflanzensaugender Insekten (Rinden- und Schildläuse), die vom Siebröhrensaft leben, den sie der Pflanze mittels geeigneter Mundwerkzeuge entnehmen können. Während der Darmpassage unterliegt der Pflanzensaft weitgehenden Veränderungen, so dass der ausgeschiedene Honigtau vom ursprünglichen Siebröhrensaft in seiner Zusammensetzung stark abweicht. Der Rohrzucker des Siebröhrensaftes wird teilweise in Trauben- und Fruchtzucker gespalten, gleichzeitig können unter bestimmten Umweltverhältnissen aber auch Mehrfachzucker wie z.B. die vom Imker gefürchtete (weil schwer zu schleudernde) Melizitose gebildet und ausgeschieden werden.



3. Eigenschaften des Honigs

3.1 Chemische Zusammensetzung

Hauptbestandteile des Honigs sind Kohlenhydrate (Fruchtzucker, Traubenzucker, Rohrzucker). Der Fruchtzuckergehalt verschiedener Honigsorten ist unterschiedlich und schwankt zwischen 34 und 41%.

An Fermenten kommen vor: die Invertase, mehrere Diastasen (die Stärke zu Dextrin und Dextrin zu Malzzucker abbauen) und das wichtige Enzym Glucoseoxidase, das unter Mitwirkung des Luftsauerstoffs  Traubenzucker in Gluconsäure und Wasserstoffperoxid überführt. Dieses stellt Sauerstoff in äußerst reaktiver Form zur Verfügung, und dieser ist wiederum ein hervorragender Keimtöter und Haltbarmacher.

An organischen Säuren kommen vor: Apfelsäure, Bernsteinsäure, Zitronensäure, Milchsäure, Buttersäure, Gluconsäure, Essigsäure, Ameisensäure; an anorganischen Säuren Phosphorsäure und Salzsäure.

Reich ist der Honig an Mineralstoffen, bei manchen mit einem Anteil von drei Prozent: Eisen (durchschnittlich 1,3 – 2 mg pro 100g), Kupfer, Phosphor, Schwefel, Kalium und andere, aber wenig Vitamine: C, B1, B 2, B6.

Weiter sind enthalten: Hormone (Wuchsstoffe), Azetylcholin, das bei der Nervenreizübetragung eine Rolle spielt, Inhibine (Bakterizide) und pflanzliche Farbstoffe wie Flavone oder Karotine.

Geschmack und Aroma erhält der Honig durch weit mehr als 50 Aromastoffe wie Alkohole, Aldehyde und Ketone sowie ätherische Öle wie Menthol, Pinen, Phellandren, Thymol.


3.2 Wert für den Menschen

Wie dargelegt, ist der von den Bienen gesammelte Nektar oder Honigtau ein Mehrfachzucker. Schon während des Fluges spaltet die Biene durch Fermentzugabe die Mehrfachzucker in Einfachzucker (Frucht-/Traubenzucker) auf. Das machen auch die Stockbienen, die die Tracht abnehmen und einlagern.

Der Einfachzucker hat  die Eigenschaft, dass er im menschlichen Körper ohne weitere Verdauung vom Organismus übernommen werden kann, d.h. er geht sofort ins Blut über und steht sofort als Energiespender zur Verfügung. Das macht ihn so wertvoll z.B. für Schwerarbeiter, Kranke, Hochleistungssportler: ein eingetretener Mangel an Bluttraubenzucker kann infolge der im Honig enthaltenen Zucker durch die Darmwand und den Übertritt ins Blut schnell ausgeglichen werden.
Dabei steht der Traubenzucker als Brennstoff für die Lebensvorgänge sofort zur Verfügung, während der Fruchtzucker in Form von Glykogen in der Leber gespeichert und umgewandelt wird und bei Bedarf als Reserve zur Verfügung steht. Der Einbau des Fruchtzuckers in der Leber als Glykogen, deren Mobilisation sowie der Einbau von Traubenzucker als Muskelstärke in den Muskeln wird von Acetylcholin, einem im Honig enthaltenen Eiweißbaustein beschleunigt.

Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan des Körpers. Der Verzehr von Honig wirkt sich günstig auf eine Funktionssteigerung der Leber aus, denn der im Honig enthaltene Fruchtzucker regt die Glykogenbildung an, verhindert eine Verfettung der Leberzellen und sorgt somit für einen optimalen Funktionszustand dieses lebensnotwendigen Organs.

Uralt ist das Wissen um die antibakterielle Wirkung des Honigs. Wer kennt nicht Großmutters Rezept gegen Erkältung: ein Glas warme Milch und Honig? Aber auch die Wirkung von Honig zur Reinigung und Entzündungshemmung bei infizierten Wunden ist bekannt. Verantwortlich für diese Wirkungen sind


• Andauernde Bildung von Wasserstoffperoxid durch die im Honig enthaltene Glucoseoxidase
• Austritt von Lymphe aus entzündeten Gewebebereichen als Folge der Einwirkung der hoch konzentrierten Invertzuckerlösung und damit das  Ausschwemmen des Erregers


Sehr enzymreiche Honige haben somit eine hohe antibakterielle Wirkung. Selbst in einer sehr stark verdünnten wässrigen Honiglösung von nur 0,25% (= 2,5 g Honig in 1 Liter Lösung) können bestimmte Bakterienarten zum Stillstand im Wachstum oder zur Abtötung gebracht werden. Verantwortlich dafür ist das Enzym Glucoseoxidase.

Achtung: Dieses Enzym ist sehr licht- und wärmeempfindlich! Daher erleidet im Tages- oder Kunstlicht und zu stark erwärmter Honig (nicht über 40 Grad) Schaden; er ist dann nur noch Süßungsmittel.

Häufig wird angeführt, Honig als Zucker schade den Zähnen wie andere Zucker auch. Das könnte auf den ersten Blick zutreffen, stimmt aber aus mehreren Gründen nicht:

• Anders als Haushaltszucker (Rohr-/Rübenzucker) enthält Honig das stark bakterizide Wasserstoffperoxid (sh. oben) und kann auf die Karieserreger einwirken

• Der in den Waben gespeicherte Honig enthält Spuren von Propolis, mit dem die Bienen sämtliche Zellen der Waben auskleiden, um ein Wachstum von Mikroorganismen zu verhindern. Diese Stoffe unterbinden sicherlich auch das Wachstum von Karieserregern.

Da Honig – anders als Haushaltszucker und die meisten Süßwaren – nur sehr wenig Rohrzucker enthält, bildet der Erreger bei Honigzugabe kein Dextran (Plaque), das als Haftbasis für die Bakterien eine wichtige Voraussetzung der Karies darstellt.

Honig kann auch zur Behandlung von Pollenallergien eingesetzt werden. Bekanntlich sind im Honig auch Pollenkörner der von den Trachtbienen besuchten Pflanzen enthalten. Pollenallergikern kann ein täglicher Honiggenuß von mindestens einem Teelöffel empfohlen werden, um eine allmähliche Gewöhnung  an den allergieerzeugenden Stoff zu erreichen. Ein Erfolg ist aber nur dann zu erwarten, wenn der Honig aus der näheren Umgebung stammt (etwa 16 km im Umkreis des Wohnortes) und wenn er nicht erhitzt oder gefiltert wurde.

Zusammen mit den anderen Bienenprodukten, v.a. Gelée Royale, Propolis und Pollen ist der Honig ein wesentlicher Bestandteil der Therapiemöglichkeiten, die im Begriff Apiterapie zusammen gefaßt werden.

Die antibakterielle Aktivität von Honig gegen viele pathogene Keime erklärt die heilende Wirkung bei vielen bakteriellen Krankheiten, z.B. bei Gastroenteritis sowie bei Magen- und Darmgeschwüren.

Honig wird auch heute wird als Wundheilmittel benutzt.
Die Anwendungen von Honig in der Ernährung und in der Heilkunde sind in vielen Arbeiten beschrieben (Postmes, 1997; Molan, 2001a; Molan, 2001b; Al-Quassemi and Robinson, 2003).

4. Einheimischer Honig

Die Mitglieder des Bezirksimkervereins Wertheim ernten einheimischen Honig aus der Umgebung. Diese Honige sind Blütenmischhonige oder Waldhonige, in seltenen Jahren auch mal Tannenhonig aus dem Nassiger oder Külsheimer Wald. Manche Imker laden ihren Bienenvölker auf und "wandern" mit ihnen in die Wald- und Tannentracht in den Schwarzwald oder Schwäbischen Wald.

Beim Sammelflug unserer einheimischen Bienen bestäuben sie Wild- und Kulturplanzen und tragen somit zum Bestand der heimischen Flora und Fauna bei. Wer beim örtlichen Imker heimischen Honig erwirbt, leistet dazu gewissermaßen einen Beitrag, denn der Imker, dessen Honig nicht nachgefragt wird, reduziert seine Völkerzahl oder stellt die Imkerei ganz ein.

Über den Link "Mitglieder" lässt sich feststellen, bei welchem Imker Honig und auch andere Bienenprodukte erworben werden können.